Meister Florian
Jaguar
Unweit des KGV Schwanenwiese an der Schnittstelle zwischen Gartenidyll und Automeile findet sich die Werkstatt von Meister Florian. Dem Spaziergänger fallen zunächst nur einige stark in die Jahre gekommene Schrottwagen auf, die sich wie in einer Galerie leicht erhöht vor der Werkstatt aufreihen. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich die Reihe als Edelschrottplatz der Marke Jaguar.
FAMILIENBETRIEB Beim Besuch in der Werkstatt, in der durch viel Handarbeit aus den stark ramponierten Restbeständen hochglänzende Oldtimer werden, erzählt Andreas Vollmann von seinem Vater und der Geschichte der Werkstatt, die schon seit 1966 als klassisches Familienunternehmen existiert. Durch die ebenso traditionelle Weitergabe von Fach- wissen vom Vater zum Sohn hat Andreas Vollmann alles über die reparaturanfälligen Edelkarossen gelernt. Der folgte dem Ruf der Liebe und seiner Frau aus Österreich, wo sie sich bei einem Skikurs kennengelernt hatten nach Kassel.
HANDARBEIT Bei Andreas Vollmann wird weiterhin alles in Handarbeit und analog gemacht. Der Schrottplatz vor der Tür dient vielmehr als schier unerschöpfliches Ersatzteillager. Jedes Teil wird aufbewahrt, händisch überprüft und wieder instandgesetzt, um die teils hochsensiblen Modelle vom berühmten E-Type bis zum XJ wieder fahrbereit zu machen. Dass heute alles am Auto digital ist, sieht er kritisch, da die mechanischen Kenntnisse, bei denen man sich immer wie- der Zusammenhänge, Bauelemente und Lösungen selbst erschließen muss, mehr und mehr in den Hintergrund treten. Dies bedingt auch eine höhere Abhängigkeit der Werkstätten vom Hersteller und dessen Vorgaben; die Arbeit wird so zum Geheimwissen und dort zentralisiert.
WISSENSWEITERGABE Gleichzeitig wird die Weitergabe dieses ganz spezifischen Wissens, das sich entlang der Familiengeschichte wie auch in der eigenen Praxis am Wagen über die Jahre mehr und mehr verdichtet hat – und eigentlich nur in den Personen selbst aufgehoben ist – immer schwerer. Auszubildende werden rar und kommen aus der Ausbildung eher mit dem Joystick denn mit dem Schraubenschlüssel in der Hand. So verändert sich ein ganzes Berufsbild und eine kulturelle Schiene, die sich um den Mythos Auto–Werkstatt– Straße–Freiheit rankt. Wie so vieles verschwindet sie aus dem städtischen Raum zunehmend im Virtuellen.
Die Werkstatt von Meister Florian ist ein letzter, gut geerdeter Ort handwerklicher Tradition, in der auch ganz normale Autos repariert werden. Anekdotisch Amüsantes wie die Probleme älterer Herren beim Aussteigen aus dem legendären E-Type zeigen, wie eng Andreas Vollmann mit der Geschichte seiner Werkstatt und der Automarke verwoben ist. Trotzdem ist er in jungen Jahren eher 2CV – sprich eine „Ente“ – gefahren, die er noch heute als perfektes Einsteigerauto mit hohem Schraubfaktor lobt und liebt.
Meister Florian
Jaguar
Not far from the allotments of the Schwanenwiese Kleingartenverein, at the intersection between idyllic gardens and the car mile, is Meister Florian’s workshop. At first, passers-by will only notice a few aging scrap vehicles lined up in front of the workshop at a slight elevation, as if in a gallery. On closer inspection, however, this row of cars turns out to be a junkyard for the luxury brand Jaguar.
FAMILY BUSINESS During a visit to the workshop, where badly battered remnants are transformed into gleaming classic cars through a great deal of manual labor, Andreas Voll- mann tells us about his father and the history of the workshop, which has been a classic family business since 1966. Through the equally traditional passing down of expertise from father to son, Andreas Vollmann has learned everything there is to know about these fine yet repairprone automobiles. He followed the call of love and his wife from Austria to Kassel, where they met on a ski course.
MANUFACTURING Andreas Vollmann and his team still do everything by hand and in an analog process. The junkyard in front of the door is much more than an inexhaustible spare parts store. Every part is kept, checked by hand, and repaired in order to make the sometimes highly sensitive models— from the famous E-Type to the XJ—ready to drive again. He takes a critical view of the fact that everything about cars is digital nowadays, because mechanical knowledge, in which you always have to figure out correlations, components, and solutions yourself, is increasingly taking a back seat. This also means that workshops are more dependent on the manufacturer and their specifications, and that the work on the vehicles is becoming more and more centralized.
KNOWLEDGE SHARING Furthermore, it is becoming increasingly difficult to pass on this extremely specialized knowledge, which has become more and more concentrated over the generations as well as in his own experience of working on cars over the years—and is actually only preserved in the people themselves. Apprentices are becoming rare and are coming out of training with a joystick rather than a wrench in their hands. This is how an entire profession and cultural track that revolves around the mythology of “car-workshop-road-freedom” is changing and, like so much of urban space, disappearing into the virtual. Meister Florian’s workshop is one of the last down-to-earth sites of traditional craftsmanship, where even ordinary cars are repaired too. Amusing anecdotes like the problems older gentlemen have getting out of the legendary E-Type show how closely interwoven Andreas Vollmann is with the history of his workshop and the brand. Despite this, he preferred driving 2CVs or “Ducks” in his younger years—a model that Vollmann still loves and continues to praise as a perfect entry-level vehicle with great appeal for car fanatics to this day.
Andreas Vollmann in der Jaguarwerkstatt Meister Florian
Meister Florian
Jaguar
Unweit des KGV Schwanenwiese an der Schnittstelle zwischen Gartenidyll und Automeile findet sich die Werkstatt von Meister Florian. Dem Spaziergänger fallen zunächst nur einige stark in die Jahre gekommene Schrottwagen auf, die sich wie in einer Galerie leicht erhöht vor der Werkstatt aufreihen. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich die Reihe als Edelschrottplatz der Marke Jaguar.
FAMILIENBETRIEB Beim Besuch in der Werkstatt, in der durch viel Handarbeit aus den stark ramponierten Restbeständen hochglänzende Oldtimer werden, erzählt Andreas Vollmann von seinem Vater und der Geschichte der Werkstatt, die schon seit 1966 als klassisches Familienunternehmen existiert. Durch die ebenso traditionelle Weitergabe von Fach- wissen vom Vater zum Sohn hat Andreas Vollmann alles über die reparaturanfälligen Edelkarossen gelernt. Der folgte dem Ruf der Liebe und seiner Frau aus Österreich, wo sie sich bei einem Skikurs kennengelernt hatten nach Kassel.
HANDARBEIT Bei Andreas Vollmann wird weiterhin alles in Handarbeit und analog gemacht. Der Schrottplatz vor der Tür dient vielmehr als schier unerschöpfliches Ersatzteillager. Jedes Teil wird aufbewahrt, händisch überprüft und wieder instandgesetzt, um die teils hochsensiblen Modelle vom berühmten E-Type bis zum XJ wieder fahrbereit zu machen. Dass heute alles am Auto digital ist, sieht er kritisch, da die mechanischen Kenntnisse, bei denen man sich immer wie- der Zusammenhänge, Bauelemente und Lösungen selbst erschließen muss, mehr und mehr in den Hintergrund treten. Dies bedingt auch eine höhere Abhängigkeit der Werkstätten vom Hersteller und dessen Vorgaben; die Arbeit wird so zum Geheimwissen und dort zentralisiert.
WISSENSWEITERGABE Gleichzeitig wird die Weitergabe dieses ganz spezifischen Wissens, das sich entlang der Familiengeschichte wie auch in der eigenen Praxis am Wagen über die Jahre mehr und mehr verdichtet hat – und eigentlich nur in den Personen selbst aufgehoben ist – immer schwerer. Auszubildende werden rar und kommen aus der Ausbildung eher mit dem Joystick denn mit dem Schraubenschlüssel in der Hand. So verändert sich ein ganzes Berufsbild und eine kulturelle Schiene, die sich um den Mythos Auto–Werkstatt– Straße–Freiheit rankt. Wie so vieles verschwindet sie aus dem städtischen Raum zunehmend im Virtuellen.
Die Werkstatt von Meister Florian ist ein letzter, gut geerdeter Ort handwerklicher Tradition, in der auch ganz normale Autos repariert werden. Anekdotisch Amüsantes wie die Probleme älterer Herren beim Aussteigen aus dem legendären E-Type zeigen, wie eng Andreas Vollmann mit der Geschichte seiner Werkstatt und der Automarke verwoben ist. Trotzdem ist er in jungen Jahren eher 2CV – sprich eine „Ente“ – gefahren, die er noch heute als perfektes Einsteigerauto mit hohem Schraubfaktor lobt und liebt.
Meister Florian
Jaguar
Not far from the allotments of the Schwanenwiese Kleingartenverein, at the intersection between idyllic gardens and the car mile, is Meister Florian’s workshop. At first, passers-by will only notice a few aging scrap vehicles lined up in front of the workshop at a slight elevation, as if in a gallery. On closer inspection, however, this row of cars turns out to be a junkyard for the luxury brand Jaguar.
FAMILY BUSINESS During a visit to the workshop, where badly battered remnants are transformed into gleaming classic cars through a great deal of manual labor, Andreas Voll- mann tells us about his father and the history of the workshop, which has been a classic family business since 1966. Through the equally traditional passing down of expertise from father to son, Andreas Vollmann has learned everything there is to know about these fine yet repairprone automobiles. He followed the call of love and his wife from Austria to Kassel, where they met on a ski course.
MANUFACTURING Andreas Vollmann and his team still do everything by hand and in an analog process. The junkyard in front of the door is much more than an inexhaustible spare parts store. Every part is kept, checked by hand, and repaired in order to make the sometimes highly sensitive models— from the famous E-Type to the XJ—ready to drive again. He takes a critical view of the fact that everything about cars is digital nowadays, because mechanical knowledge, in which you always have to figure out correlations, components, and solutions yourself, is increasingly taking a back seat. This also means that workshops are more dependent on the manufacturer and their specifications, and that the work on the vehicles is becoming more and more centralized.
KNOWLEDGE SHARING Furthermore, it is becoming increasingly difficult to pass on this extremely specialized knowledge, which has become more and more concentrated over the generations as well as in his own experience of working on cars over the years—and is actually only preserved in the people themselves. Apprentices are becoming rare and are coming out of training with a joystick rather than a wrench in their hands. This is how an entire profession and cultural track that revolves around the mythology of “car-workshop-road-freedom” is changing and, like so much of urban space, disappearing into the virtual. Meister Florian’s workshop is one of the last down-to-earth sites of traditional craftsmanship, where even ordinary cars are repaired too. Amusing anecdotes like the problems older gentlemen have getting out of the legendary E-Type show how closely interwoven Andreas Vollmann is with the history of his workshop and the brand. Despite this, he preferred driving 2CVs or “Ducks” in his younger years—a model that Vollmann still loves and continues to praise as a perfect entry-level vehicle with great appeal for car fanatics to this day.
Ein Projekt von
mit Renée Tribble/TU Dortmund
und den Initiativen von Kassel Ost