Mike Euler
Wunderkammer
BANDHOUSE Gleich hinter „Al Wali“ findet sich versteckt zwischen den Gebrauchtwagenhändlern für Im- und Export das Bandhouse von Mike Euler. Nur durch kryptische Zeichen findet man den Weg in sein Universum aus Musik, Kunst und Sammelleidenschaft, das – gleich einem Museum und einer lebendigen Bühne – Kunst und Leben unabdingbar verknüpft. Mike Euler spielt heute mit seiner Band „Zeit der Steine“ Songs der Couleur im Umfeld Rio Reisers, die nicht nur von seiner einzigartigen Stimme geprägt sind. Die überraschend religiösen Inhalte der Rockballaden dokumentieren eine lange und erstaunliche Lebensreise, die mit viel Empathie fürs Leben und Nächstenliebe hier im Hinterhof der Schrottplätze noch lange nicht zu Ende scheint.
GESAMTKUNSTWERK Mike Euler, der sich selbst als Allrounder beschreibt und seine Arbeitskategorien mit „Radierungen, Aquarelle, Kupferdrucke, Holzbrandbilder, Keramik, Collagen, Kunstschweißen, Recycling, Komponist, Liedermacher, Bandleader, Gitarre, Gesang“ angibt, vergisst dabei das Set oder das Gesamtkunstwerk, als das sein Universum daherkommt und es ganz und gar einzigartig macht. Ein unvergleichlicher Ort, der nur im Hier und Jetzt erlebt, erfahren und verdaut werden kann. Mike propagiert eine Kunst, die jenseits jeder Repräsentation nur im „being there“ existiert und die Intensität des lokalen In-der-Welt-Seins wie kaum ein anderer widerspiegelt.
LOKALES UNIVERSUM Mike Eulers Universum ist für mich eine unbeschreibliche Entdeckung, die einmal mehr zeigt, was dem marginalen und oft hölzernen, unbehenden Auge der Kunstwelt und der Märkte entgeht. Auch wenn verquere Biografien oder unorthodoxe Methoden in Kategorien wie der Art brut eine Beschreibung gefunden haben, tut sich der Betrieb der Hochkultur weiterhin schwer mit subversivem Material, das manchmal aus ganz einfachen Gründen schwer verdaulich ist. Dass es der documenta fifteen trotz zahlreicher Hinweise, Versuche und jahrelanger Diskussion von verschiedenen Seiten nicht gelungen ist, ein geeignetes Format zu finden, um eine lokale Größe wie Mike Euler in die Superschau zu integrieren, ist mehr als schade. Es erlaubt aus meiner Sicht einen Blick in das Unterbewusstsein einer Institution, die sich nicht nur damit schwer tut, lokale Künstler:innen in das vorgeblich omnipotente Konzept globaler Leistungsschauen zu integrieren, sondern sich weiterhin recht konservativ mehr als wertschöpfendes Kunstmarkttool zu begreifen scheint, das weiterhin viel mehr Klassengesellschaften produziert, denn als Pionier einer Kunst aufzutreten, die sich selbst riskiert und weit in die Zukunft denkt.
Mike Euler
Chamber of wonders
BANDHOUSE Just behind Al Wali, hidden among the used car dealers for import and export, is Mike Euler’s band house. Only by following cryptic signs can you find your way into his universe of music, art and a passion for collecting, which inextricably links art and life like a museum and vi- brant stage rolled into one. Today Mike Euler and his band Zeit der Steine play songs in the style of Rio Reiser, which are not only characterized by his unique voice. The surprisingly religious content of the rock ballads documents a long and amazing life journey that—with a great deal of empathy for life and neighborly love here in the rear courtyard of the junkyards—seems far from over.
GESAMTKUNSTWERK Mike Euler describes himself as an all-rounder and lists his work categories as “etchings, watercolors, copperplate engravings, wood burning images, ceramics, collages, art welding, recycling, composing, songwriting, leading the band, guitar, and singing,” but in doing so, he forgets to mention the overall picture or the Gesamtkunstwerk that his universe conveys and which makes it completely unique. An incomparable place that can only be witnessed, experienced, and absorbed in the here and now. He champions a form of art that exists outside of any representation merely by “being there” and that reflects the intensity of being local in the world like no other.
LOCAL UNIVERSE For me, Mike Euler’s universe is an in- describable discovery that once again shows what escapes the marginal, often stilted eye of the art world and its markets. Though outlandish biographies or unorthodox methods may have found a home in genres such as Art Brut, the business of high culture continues to struggle with subversive material that is sometimes difficult to digest for very simple reasons. The fact that documenta fifteen—despite numerous suggestions, attempts, and years of discussion from various sides—has not succeeded in finding a suitable format to integrate an important local figure such as Mike Euler into their mega-exhibition is more than a pity. From my view, it allows us a glimpse into the subconscious of an institution that not only finds it difficult to integrate local artists into the omnipotent concept of global exhibition fairs, but also continues to see itself quite conservatively as a tool that adds value to the market and continues to produce class-based societies, rather than as a pioneer of art that risks itself and looks far into the future.
Mike Euler
Wunderkammer
BANDHOUSE Gleich hinter „Al Wali“ findet sich versteckt zwischen den Gebrauchtwagenhändlern für Im- und Export das Bandhouse von Mike Euler. Nur durch kryptische Zeichen findet man den Weg in sein Universum aus Musik, Kunst und Sammelleidenschaft, das – gleich einem Museum und einer lebendigen Bühne – Kunst und Leben unabdingbar verknüpft. Mike Euler spielt heute mit seiner Band „Zeit der Steine“ Songs der Couleur im Umfeld Rio Reisers, die nicht nur von seiner einzigartigen Stimme geprägt sind. Die überraschend religiösen Inhalte der Rockballaden dokumentieren eine lange und erstaunliche Lebensreise, die mit viel Empathie fürs Leben und Nächstenliebe hier im Hinterhof der Schrottplätze noch lange nicht zu Ende scheint.
GESAMTKUNSTWERK Mike Euler, der sich selbst als Allrounder beschreibt und seine Arbeitskategorien mit „Radierungen, Aquarelle, Kupferdrucke, Holzbrandbilder, Keramik, Collagen, Kunstschweißen, Recycling, Komponist, Liedermacher, Bandleader, Gitarre, Gesang“ angibt, vergisst dabei das Set oder das Gesamtkunstwerk, als das sein Universum daherkommt und es ganz und gar einzigartig macht. Ein unvergleichlicher Ort, der nur im Hier und Jetzt erlebt, erfahren und verdaut werden kann. Mike propagiert eine Kunst, die jenseits jeder Repräsentation nur im „being there“ existiert und die Intensität des lokalen In-der-Welt-Seins wie kaum ein anderer widerspiegelt.
LOKALES UNIVERSUM Mike Eulers Universum ist für mich eine unbeschreibliche Entdeckung, die einmal mehr zeigt, was dem marginalen und oft hölzernen, unbehenden Auge der Kunstwelt und der Märkte entgeht. Auch wenn verquere Biografien oder unorthodoxe Methoden in Kategorien wie der Art brut eine Beschreibung gefunden haben, tut sich der Betrieb der Hochkultur weiterhin schwer mit subversivem Material, das manchmal aus ganz einfachen Gründen schwer verdaulich ist. Dass es der documenta fifteen trotz zahlreicher Hinweise, Versuche und jahrelanger Diskussion von verschiedenen Seiten nicht gelungen ist, ein geeignetes Format zu finden, um eine lokale Größe wie Mike Euler in die Superschau zu integrieren, ist mehr als schade. Es erlaubt aus meiner Sicht einen Blick in das Unterbewusstsein einer Institution, die sich nicht nur damit schwer tut, lokale Künstler:innen in das vorgeblich omnipotente Konzept globaler Leistungsschauen zu integrieren, sondern sich weiterhin recht konservativ mehr als wertschöpfendes Kunstmarkttool zu begreifen scheint, das weiterhin viel mehr Klassengesellschaften produziert, denn als Pionier einer Kunst aufzutreten, die sich selbst riskiert und weit in die Zukunft denkt.
Mike Euler
Chamber of wonders
BANDHOUSE Just behind Al Wali, hidden among the used car dealers for import and export, is Mike Euler’s band house. Only by following cryptic signs can you find your way into his universe of music, art and a passion for collecting, which inextricably links art and life like a museum and vi- brant stage rolled into one. Today Mike Euler and his band Zeit der Steine play songs in the style of Rio Reiser, which are not only characterized by his unique voice. The surprisingly religious content of the rock ballads documents a long and amazing life journey that—with a great deal of empathy for life and neighborly love here in the rear courtyard of the junkyards—seems far from over.
GESAMTKUNSTWERK Mike Euler describes himself as an all-rounder and lists his work categories as “etchings, watercolors, copperplate engravings, wood burning images, ceramics, collages, art welding, recycling, composing, songwriting, leading the band, guitar, and singing,” but in doing so, he forgets to mention the overall picture or the Gesamtkunstwerk that his universe conveys and which makes it completely unique. An incomparable place that can only be witnessed, experienced, and absorbed in the here and now. He champions a form of art that exists outside of any representation merely by “being there” and that reflects the intensity of being local in the world like no other.
LOCAL UNIVERSE For me, Mike Euler’s universe is an in- describable discovery that once again shows what escapes the marginal, often stilted eye of the art world and its markets. Though outlandish biographies or unorthodox methods may have found a home in genres such as Art Brut, the business of high culture continues to struggle with subversive material that is sometimes difficult to digest for very simple reasons. The fact that documenta fifteen—despite numerous suggestions, attempts, and years of discussion from various sides—has not succeeded in finding a suitable format to integrate an important local figure such as Mike Euler into their mega-exhibition is more than a pity. From my view, it allows us a glimpse into the subconscious of an institution that not only finds it difficult to integrate local artists into the omnipotent concept of global exhibition fairs, but also continues to see itself quite conservatively as a tool that adds value to the market and continues to produce class-based societies, rather than as a pioneer of art that risks itself and looks far into the future.
Ein Projekt von
mit Renée Tribble/TU Dortmund
und den Initiativen von Kassel Ost